Ortsvereinsgeschichte

Bereits sechs Jahre nach dem ersten Auftreten von Sozialdemokraten im damals schon bedeuten­den Industrieort Eisenberg, fanden sich im Jahre 1908 in Kerzenheim Männer zusammen, die bereit waren, sich für die Idee Ferdinand Lasalles einzusetzen.

Vermutlich dem Vorbild ihrer Kollegen aus den Eisenberger Betrieben nacheifernd, gründeten Arbeiter wie Friedrich Appel, Konrad Appel I., Philipp Schwamm, Georg Hamann, Adolf Sauermilch, Peter Steinbrecher, Johannes Steinbrecher V., Heinrich Spiess und Karl Spiess in Kerzenheim einen sozialdemokratischen Ortsverein. Vorsitzender wurde Karl Spiess.

Von diesen alten Genossen ist heute niemand mehr am Leben; das letzte der Gründungsmitglieder, Georg Hamann, starb im Jahre 1962 im Alter von 82 Jahren, nachdem ihm einige Zeit zuvor Ehrung für 50-jährige Mitgliedschaft zuteil wurde.

Aufzeichnungen über die Gründung des Kerzenheimer Ortsvereins sind nicht mehr vorhanden; an sein Entstehen erinnert jedoch die alte Vereinsfahne aus dem Jahre 1908; sie überlebte - nahezu eine Ironie der Geschichte - die Zeit von 1933 bis 1945 in einem Versteck des damaligen Bürgermeisteramtes.

Die Tätigkeit des Ortsvereins beschränkte sich in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg auf das gelegentliche Abhalten von Versammlungen.

Die aus der Bismarckzeit auf das Kaiserreich übertragene Feindseligkeit gegenüber den Sozialdemokraten, die man auch als „vaterlandslose Gesellen“ bezeichnete, verhinderte eine öffentlichkeitswirksame Politik.

Erst nach dem 1. Weltkrieg lebte die sozialdemokratische Parteitätigkeit in Kerzenheim wieder auf, nachdem freie und demokratische Wahlen abgehalten werden konnten.

Innerhalb des Ortsvereins wurde die sozialistische Arbeiterjugend gegründet, die ähnlich wie die Jungsozialisten heute Rekrutierungsfeld war und der Tätigkeit der Jungsozialisten vergleichbare Aufgaben übernahm. Man erinnert sich in dieser Gruppe an Peter Spiess, der nicht mehr aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrte.

Die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei war nach dem 1. Weltkrieg ununterbrochen bis zum Verbot der Partei im Jahre 1933 im Gemeinderat vertreten und stellte mehrere Jahre den 1. Bürgermeister.

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Kerzenheim am 20. Januar 1946. Damals wurde Heinrich Steinbrecher 1. Vorsitzender der Partei, sein Stellvertreter war Valentin Fink; Robert Spiess fungierte als Schriftführer; Ludwig Mandler wurde das Amt des Hauptkassierers angetragen, sein Stellvertreter war Mayer. Konrad Appel, Otto Steinbrecher und Philipp Steinbrecher fungierten als Beisitzer.

Nach Karl Schneider führte dann Hartwig Wolf, 22 Jahre lang, bis Juli 2014 das Amt des 1. Vorsitzenden aus. Von 2014 bis Sept. 2019 stand Christopher Krill an der Spitze des Ortsvereins.

Ab 2021 wird der Ortsverein von einer Doppelspitze geführt. Auf der Mitgliederversammlung wurden Jörg Heide und Gisela Mähnert als Vorsitzende gewählt.       

Die Kerzenheimer Sozialdemokraten sind seit Kriegsende ununterbrochen im Gemeinderat Kerzenheim, zurzeit mit 8 von 16 Mandaten, vertreten.

 

Die kleine Übersicht zeigt die herausragenden Tätigkeiten von Sozialdemokraten im Kerzenheimer Gemeinderat auf:

 

Heinrich Steinbrecher
1. Beigeordneter
von 1945 bis 1946
Friedrich Hambel 
Bürgermeister
von 1946 bis 1948
Jakob Adam 
Bürgermeister
von 1948 bis 1952
Heinrich Steinbrecher
1. Beigeordneter
von 1952 bis 1956
Ludwig Mandler
1. Beigeordneter
von 1960 bis 1964
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und
von 1964 bis 1966
Otto Steinbrecher 
1. Beigeordneter
von 1966 bis 1969
Karl Schneider 
Bürgermeister
von 1969 bis 1999
Alfred Wöllner 
Bürgermeister
von 1999 bis 2019

 

In die Amtszeit von Bürgermeister Jakob Adam fällt der Bau der dringend notwendig gewordenen Volksschule im Jahre 1951/52; dieses Projekt - seinerzeit richtungsweisend - fand außerorts viel Beachtung, auch und vor allem deshalb, da es zum damaligen Zeitpunkt keine Bezuschussung für Projekte dieser Art gab.

Auch in den Jahren 1952 bis 1969, der Zeit sozialdemokratischer Opposition im Gemeindeparlament, kamen viele Anregungen aus unseren Reihen und wurde konstruktive Politik zum Wohle der Gemeinde geleistet.

Bei den Kommunalwahlen am 8. Juni 1969 errangen die Sozialdemokraten in Kerzenheim durch die Listenverbindung mit der damaligen Wählergruppe Wittig die Mehrheit im Gemeinderat; dabei erhielt die SPD 7 Sitze, die Wählergruppe Wittig 1 Sitz. Ortsvereinsvorsitzender Karl Schneider wurde zum Bürgermeister gewählt. 1. Beigeordneter wurde August Greiner, 2. Beigeordneter Heinz Wittig.

Bei den Kommunalwahlen am 17. März 1974 errangen die Sozialdemokraten neun Mandate und konnten damit ihre Mehrheit im Gemeinderat mehr als stabilisieren, bis Mai 2019 verfügte die SPD über die absolute Mehrheit.   

In der SPD-Fraktion des Verbandsgemeinderates sind 2 Kerzenheimer als Ratsmitglieder vertreten.

Die Geschichte der Kerzenheimer Sozialdemokratie spiegelt zu allen Zeiten das politische Engagement zum Wohle der Bevölkerung wieder. So war es letztendlich auch nur eine konsequente Fortsetzung konstruktiver Ratspolitik, als sich nach Erringung der Mehrheit durch die Sozialdemokraten im Jahre 1969 ein kontinuierlicher Wandel Kerzenheims hin zum modernen Wohnort vollzog.

Nach der Schaffung der lebenswichtigen neuen Wasserversorgungsleitung und der Ausstattung mit einer Kanalisation wurden sämtliche Ortsstraßen - bis zur kleinsten Seitenstraße - ausgebaut. Neubaugebiete wurden ausgewiesen, um neuen Wohnraum anzubieten. Ein neuer Marktplatz wurde angelegt, im Dezember 1978 wurde die Mehrzweckhalle eingeweiht und in jüngster Zeit entstand als Dorferneuerungsprojekt das Haus der Vereine, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Heute sehen sich die Verantwortlichen der Kerzenheimer SPD mit ihrem Ortsverein als ein Träger der Dorfgemeinschaft wie die übrigen Kerzenheimer Vereine auch.
Zielgruppenorientierte Angebote wie Sommerfeste, Naturerlebnistage, Grillabende, Erlebnis- und Bildungsreisen, Treffen mit Senioren und die Herausgabe einer eigenen Ortszeitung lassen die Vertreterinnen und Vertreter der Kerzenheimer SPD nahe bei den Menschen sein. Politisch wichtigste Ziele sind der Erhaltung und die Modernisierung der Infrastruktur, wie z.B. Schule, Mehrzweckhalle, Spielplätze sowie die Förderung der Dorfgemeinschaft. Daneben gilt es die vorhandene Geschäftswelt zu unterstützen und zu stärken, damit auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung alle Altersgruppen in unserem Kerzenheim sich versorgen können.